Talimul Muteallim
- Autor: Imam Burhanuddin Az-Zarnuji
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Bei genauer Betrachtung der islamischen Zivilisation wird die wichtige Stellung der religiösen Bildung deutlich. Seit der Entstehung des Islams waren Aneignung von Wissen und Bildung von großer Bedeutung, sodass die Verbreitung von Wissen unentwegt gefördert wurde. Mithilfe der Erkenntnisse aus der Offenbarung konnte der Islam innerhalb eines kurzen Zeitraums die Seelen erleuchten und die Gesellschaften der Unwissenheit in Gesellschaften des Wissens und der Weisheit verwandeln. Wenn wir sowohl auf den heiligen Qur’an als auch auf die Überlieferungen des Gesandten Allahs, einen Blick werfen, erkennen wir die besondere Stellung des Wissens und des Studiums. Verse und Überlieferungen laden die Muslime stets zum Erlernen von Wissen und zur Umsetzung des Erlernten ein und betonen gleichzeitig die Überlegenheit des Gelehrten über den Unwissenden. Außerdem legen sie dar, dass das Erlernen von Wissen Barmherzigkeit und Vergebung zur Folge hat und die Schüler während ihres Studiums unter dem Schutz Allahs und der Engel stehen.
Während der Islam zur Bildung ermutigt, bestimmt er natürlich auch die Grundprinzipien und die Methoden der Bildung und setzt diesbezüglich bestimmte Maßstäbe fest. Die Grundprinzipien, welche nach dem festgelegten Muster des ehrenwerten Propheten (sas), sowie am Beispiel der Sahaba (Gefährten des Propheten), der Tabi’in (die 2.Generation, die den Gefährten folgte), der Tabi’ al-Tabi’in (die 3.Generation, die der 2. Generation folgte) und von tausenden Gelehrten der darauffolgenden Generationen, gegliedert wurden, beinhalten sowohl für den Lehrer, als auch für den Schüler, wichtige Regeln, die beide befolgen müssen. Nur auf dieser Grundlage kann das Studium des Wissens die Wahrnehmung der Feinheiten des Islams entwickeln und angesichts der metaphysischen Erkenntnisse aus der Offenbarung ein Gefühl der Unterwerfung schaffen. Bei Missachtung der Grundprinzipien kann von einem islamischen Studium nicht die Rede sein, denn auf diese Weise kann keine Tugendhaftigkeit erzielt werden; dies würde lediglich die Zügellosigkeit jener Person vermehren. Statt die Geheimnisse des Wissens der göttlichen Offenbarung zu verstehen, wird der Mensch sich anmaßen, Kritik zu üben und sie durch Herabsetzung auf den begrenzten Verstand dem menschlichen Wissen gleichsetzen. Diese Art der Aneignung von Wissen wird einerseits die Hinterfragung des Propheten und andererseits die Sünde der Vergöttlichung des menschlichen Verstandes zur Folge haben.
Da Anstand, Respekt und Ergebenheit im Fokus der Methode der islamischen Bildung stehen, wurden Einflüsterungen des Nafs (Triebseele), das allzu gern in die Robe der akademischen Freiheit schlüpft, eingedämmt, und gleichzeitig wurde anstelle von Hinterfragung die Auffassung im Hinblick auf das Erlernen in Form von Verstehen und Umsetzung des Erlernten begründet. Anhand dieses Lernverständnisses konnte in die Feinheiten der Offenbarung eingedrungen und aus sechshundert Seiten des Qur’ans Milliarden von Seiten einer reichhaltigen Ansammlung von Weisheiten verfasst werden, welche die psychische und seelische Wegrichtung einer immensen Zivilisation bestimmen.
Innerhalb der Geschichte der islamischen Bildung wurden mehrere Bücher über die Grundprinzipien und Schritte der islamischen Bildung verfasst. Diese Grundprinzipien wurden sowohl in der Einleitung eines Fiqh- (islamische Rechtswissenschaft) oder Tasawwuf-Buches (Sufismus) – wie in der Einleitung des Buches Al-Majmu von An-Nawawi – oder in einem beliebigen Kapitel eines Buches zu diesem Thema dargelegt, als auch gesondert in Büchern behandelt und sind zeitweise unter den Titeln Ta’limu-l-Muta‘allim / Adabu-t-Ta‘lim wa-t-Ta‘allum als Literatur erschienen. Im Folgenden werden einige Beispielwerke genannt, die sich allein mit diesem Thema beschäftigen:
· Kitabu Adabi-l-Muta‘allimin, Ibn-i Sahnun (gest. 256 nach Hijrah)
· Ar-Risalatu-l-Mufassala Li ahwali-l-Muta’allimin, Al-Qabisi (gest. 403 nach Hijrah)
· Tahdhib al-Ahlaq wa Tathir al-A‘raq, Misqawaih (gest. 421 nach Hijrah)
· Jami‘ Bayan al-'Ilmi wa Fadlihi, Ibn-i Abdelbarr (gest. 463 nach Hijrah)
· Al-Jami‘ li Ahlaqi-r-Rawi wa Adab as-Sami‘, Al-Khatib Al-Baghdadi (gest. 463 nach Hijrah)
· Kitabu Minhaji-l-Muta‘allim, Abu Hamid Al-Gazali (gest. 505 nach Hijrah)
· Adabu-l-Imla wa-l-Istimla, As-Sam’ani (gest. 562 nach Hijrah)
· Ta’limu-l-Muta‘allim Tariq at-Ta‘allum, Az-Zarnuji (gest. 593 nach Hijrah)
· Tadhkiratu-s-Sami’ wa-l-Mutakallim fi Adabi-l-‘Alim wa-l-Muta’allim, Ibn-i Jama’a (gest. 733 nach Hijrah)
Von den o.g. Büchern stand in den türkischen Heimatländern insbesondere das Werk mit dem Namen Ta’limu-l-Muta‘allim von Imam Zarnuji im Zentrum und galt dort als einzige Hauptquelle in Bezug auf dieses Thema. In den jeweiligen Bildungseinrichtungen, die sich bemühen, das osmanische Unterrichtswesen aufrechtzuerhalten, wird dieses Buch noch heute als Unterrichtslektüre genutzt.
Diese verkürzte Abhandlung zu diesem Thema umfasst dreizehn
Kapitel und enthält die Kernaussagen nahezu aller hanafitischen
Gelehrten, die der Autor des Buches meisterhaft ausgewählt und
zusammengefasst hat.
1.Kapitel: Die Bedeutsamkeit und die Vorzüge von Wissen und Fiqh
2.Kapitel: Die richtige Absicht beim Erwerben von Wissen
3.Kapitel: Die Auswahl der Wissenschaft, Lehrer und des richtigen Partners im Unterricht und die Beharrlichkeit im Studium
4.Kapitel: Das Ehren des Wissens und der Leute des Wissens
5.Kapitel: Die Wichtigkeit von Anstrengung, Beharrlichkeit und Ehrgeiz
6.Kapitel: Der Tag des Unterrichtsbeginns, die Dauer und Organisation des Unterrichts
7.Kapitel: Tawakkul (Vertrauen auf Allah)
8.Kapitel: Das vorgesehene Alter für den Beginn des Studiums
9.Kapitel: Fürsorglichkeit und Wohltat
10.Kapitel: Der Nutzen
11.Kapitel: Die Vermeidung von Sünden während des Studiums/Wara (Selbstbeherrschung)
12.Kapitel: Faktoren, die das Gedächtnis stärken und die zu Vergesslichkeit führen
13.Kapitel: Faktoren, die zur Vermehrung bzw. Verringerung der Versorgung und Lebensdauer führen
Ich vertraue auf Allah und richte mich nur nach Ihm, Der allein den Erfolg bringen kann.